Lesetext Joh 1,1-5[.6-8].9-14

Perikopen aus der Lutherbibel von 1545

Symbol Biblia 1545

Perikopen nach der Leseordnung
der evangelischen Kirchen

Evangelium nach Johannes

Joh 1,1-5[.6-8].9-14

 

Text hören:

Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
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Biblia

 

 

 

 

Euangelium
S. Johannes.

 

C. I.

 

 

Das Wort ward Fleisch

Verse 1 - 5

IM anfang war das ❧

Wort / Vnd das wort war bey Gott / vnd Gott war das Wort. 2Das ſel­bi­ge war im an­fang bey Gott.3Al­le ding ſind durch das­ſel­bi­ge ge­macht / vnd on daſ­ſel­bi­ge iſt nichts ge­macht / was ge­macht iſt. 4In jm war das Le­ben / vnd das Le­ben war das Liecht der Men­ſchen / 5vnd das Liecht ſchei­net in der Fin­ſter­nis / vnd die Fin­ſter­nis ha­bens nicht be­grif­fen.

 

 

 

Fakultativ: Verse 6 - 8

ES ward ein Menſch von Gott ge­ſand / der hies Jo­han­nes. 7Der­ſel­bi­ge kam zum zeug­nis / das er von dem Liecht zeu­ge­te / auff das ſie al­le durch jn gleub­ten. 8Er war nicht das Liecht / ſon­dern das er zeu­ge­te von dem Liecht.

 

 

Verse 9 - 14

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

→ Mat. 1.

→ Luc. 2.

9Das war das war­haff­ti­ge Liecht / welchs a al­le Men­ſchen er­leuch­tet / die in die­ſe Welt ko­men. 10Es war in der Welt / vnd die Welt iſt durch das­ſel­bi­ge ge­macht / vnd die Welt kand­te es nicht.

11ER kam in ſein ei­gen­thum / Vnd die ſei­nen na­men jn nicht auff. 12Wie viel jn aber auff­na­men / de­nen gab er macht / Got­tes Kin­der zu wer­den / die an ſei­nen Na­men gleuben /13Wel­che nicht von dem Ge­blüt / noch von dem wil­len des Flei­ſches / noch von dem wil­len ei­nes Man­nes / Son­dern von Gott ge­bo­ren ſind. 14Vnd das Wort ward Fleiſch / vnd wo­net vn­ter vns / Vnd wir ſa­hen ſei­ne Herr­lig­keit / ei­ne herr­lig­keit / als des ein­ge­bo­ren Sons vom Va­ter / vol­ler Gna­de vnd War­heit.

a

(Alle Men­ſchen)

Das iſt / Chri­ſtus iſt das Liecht der welt / der­ſel­bi­ge er­leuch­tet durchs Euan­ge­li­um al­le Men­ſchen. Denn es wird al­len Cre­a­tu­ren ge­pre­digt vnd al­len fur­ge­tra­gen / die Men­ſchen ſind vnd wer­den.

 

 

 

Gedanken zum Text

 

Evangelium nach Johannes
Kapitel 1, Verse 1-14

Das Wort ward Fleisch

Einleitung

Johannes 1,1-14 ge­hört zu den zen­tra­len Tex­ten des Neu­en Tes­ta­ments und wird aus evan­ge­li­scher Sicht als tief­grün­di­ge theo­lo­gi­sche Er­klä­rung ver­stan­den, wer Je­sus Chris­tus ist und was sein Kom­men be­deu­tet. In die­sen Ver­sen wird Je­sus als das »Wort« (grie­chisch: Lo­gos) be­zeich­net, das seit An­fang an bei Gott war und selbst Gott ist. Hier sind ei­ni­ge Kern­punk­te und die evan­ge­li­sche In­ter­pre­ta­ti­on da­zu:

 

Joh 1,1-5:
Das Wort (Logos) und die Schöpfung

Die evangelische Sichtweise

Die Verse betonen die gött­li­che Na­tur Je­su. »Im Anfang war das Wort« zeigt, dass Chris­tus nicht ein­fach ein Mensch ist, son­dern ewi­gen und gött­li­chen Ur­sprung hat. Für evan­ge­li­sche Chris­ten weist dies auf Je­sus als Mit­schöp­fer mit Gott hin, durch den al­les ge­schaf­fen wur­de. Er ist nicht nur ein Ge­sand­ter Got­tes, son­dern das gött­li­che Wort selbst, das in die Welt ge­kom­men ist.

Licht und Finsternis

Das Bild vom Licht, das in die Dun­kel­heit scheint, wird in der evan­ge­li­schen Theo­lo­gie oft als Sym­bol für die Er­lö­sung in­ter­pre­tiert, die Chris­tus bringt. Das Licht ver­treibt die geist­li­che Dun­kel­heit der Sün­de und des To­des und zeigt den Weg zu Gott.

 

Joh 1,6-8:
Das Zeugnis des Johannes

Die Rolle von Johannes dem Täufer als Zeuge

Johannes der Täufer wird hier als »von Gott ge­sandt« be­schrie­ben, um das Kom­men des Lichts (Je­sus) an­zu­kün­di­gen. Für die evan­ge­li­sche Theo­lo­gie un­ter­streicht dies die be­son­de­re Be­ru­fung und den pro­phe­ti­schen Dienst von Jo­han­nes. Er ist nicht das Licht selbst, son­dern der­je­ni­ge, der die Men­schen auf das wah­re Licht vor­be­rei­tet und ih­nen den Weg zu Je­sus weist.

Das Licht Jesu und der Glaube

Die Aufgabe des Jo­han­nes ist, »Zeug­nis vom Licht« ab­zu­le­gen, »da­mit al­le durch ihn glaub­ten«. Evan­ge­li­sche Chris­ten ver­ste­hen dies als Auf­ruf, dass Glau­ben durch das Zeug­nis an­de­rer wächst. Jo­han­nes ist der ers­te von vie­len, die das Licht Je­su be­zeu­gen und an­de­re zum Glau­ben füh­ren. Dies wird in der evan­ge­li­schen Leh­re oft als Mo­dell für die Rol­le der Kir­che ge­se­hen: Zeug­nis zu ge­ben und die Men­schen zu Chris­tus hin­zu­füh­ren.

Johannes als Wegbereiter und kein Erlöser

Vers 8 betont, dass Jo­han­nes selbst »nicht das Licht« ist. Da­mit wird deut­lich, dass Jo­han­nes ei­ne wich­ti­ge, aber be­grenz­te Rol­le spielt. In der evan­ge­li­schen Tra­di­ti­on wird dies so ge­deu­tet, dass kei­ne mensch­li­che Au­to­ri­tät oder kein Pro­phet die gött­li­che Rol­le Je­su über­neh­men kann. Jo­han­nes ist le­dig­lich der Weg­be­rei­ter, der auf das wah­re Licht hin­weist.

 

Joh 1,9-14:
Das wahre Licht und die Inkarnation

Das wahre Licht

In Vers 9 wird Je­sus als »das wahre Licht« be­zeich­net, das je­den Men­schen er­leuch­tet. Die­se Wor­te zei­gen, dass Chris­tus nicht nur für das jü­di­sche Volk, son­dern für die gan­ze Mensch­heit ge­kom­men ist. Das Evan­ge­li­um ver­kün­det hier die Uni­ver­sa­li­tät des Heils­ge­sche­hens – das Heil ist al­len Men­schen zu­gäng­lich.

Inkarnation (das Wort wurde Fleisch)

Johannes 1,14 ist für die evan­ge­li­sche Theo­lo­gie be­son­ders wich­tig, da hier die Mensch­wer­dung Got­tes be­schrie­ben wird: »Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns.« Die­se Mensch­wer­dung Got­tes in Je­sus Chris­tus ist zen­tral für das evan­ge­li­sche Ver­ständ­nis des Heils. Gott wird in Je­sus Mensch, teilt das mensch­li­che Le­ben und bringt so die gött­li­che Nä­he zu den Men­schen. Durch sei­ne Mensch­wer­dung nimmt Je­sus das Lei­den der Men­schen auf sich und er­mög­licht die Ver­söh­nung mit Gott.

Gnade und Wahrheit

Diese Begriffe spielen in der evan­ge­li­schen Theo­lo­gie ei­ne zen­tra­le Rol­le. Die Gna­de Got­tes zeigt sich in Je­sus Chris­tus, der Lie­be und Ver­ge­bung je­nen bringt, die be­reit sind, sie an­zu­neh­men. Die Wahr­heit of­fenbart Got­tes We­sen und Wil­len, wie er in Je­sus zu den Men­schen spricht.

 

Zusammenfassung

In diesen Ver­sen des Jo­han­nes­evan­ge­li­ums wird Je­sus als ewi­ges Wort Got­tes und Licht der Welt be­schrie­ben, das Er­lö­sung und Got­tes Gna­de bringt.

Für die evan­ge­li­sche Theo­lo­gie ist die­ser Text ei­ne Ein­la­dung, auf Chris­tus als den Of­fen­ba­rer Got­tes zu ver­trau­en, der in die Welt kam, um die Dun­kel­heit zu ver­trei­ben und die Men­schen zur Ge­mein­schaft mit Gott zu füh­ren.

 

 

 

 

Kleiner Entwurf für eine Predigt

 

 

Evangelium nach Johannes
1,1-14

 

Das Wort ward Fleisch!

Werdet Gottes Kinder!

 

Im Anfang war das Wort

Das Textstück am An­fang des Jo­han­nes­evan­ge­li­ums, Jo­han­nes 1,1-14, stellt ei­nen tief­grün­di­gen und zu­gleich wun­der­schö­nen, po­e­ti­schen Text dar.

Johannes beginnt sein Evan­ge­li­um mit den Wor­ten: »Im An­fang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.«

Dieser Anfang soll uns an die Schöp­fungs­ge­schich­te im Buch Ge­ne­sis (1. Buch Mo­se) er­in­nern. Wie am An­fang der Schöp­fung das Gott Worte re­de­te und da­mit das Le­ben ins Da­sein rief, so ist Je­sus und sein Da­sein aus ei­nem »Wort« Got­tes her­vor­ge­gan­gen. Je­sus ver­kör­pert die­ses Wort Got­tes, das schließ­lich in die Welt ge­kom­men ist, um uns neu­es Le­ben zu brin­gen.

Das Licht der Welt

Jesus wird als das »Licht der Welt« be­schrie­ben. Die­ses Licht scheint in die Dun­kel­heit, und die Dun­kel­heit hat es nicht über­wäl­tigt.

Was für ein starkes Bild! Die Dun­kel­heit steht hier für al­les, was uns von Gott trennt – für Sün­de, für Ver­zweif­lung, für al­les, was schwer und be­drü­ckend ist. Doch in Je­sus ist das Licht Got­tes zu uns ge­kom­men, und kei­ne Dun­kel­heit kann die­ses Licht be­sie­gen. Das ist ei­ne Bot­schaft der Hoff­nung und des Tros­tes, be­son­ders in schwie­ri­gen Zei­ten. Got­tes Licht ist stär­ker als je­de Dun­kel­heit in un­se­rem Le­ben.

Das Wort wurde Fleisch

Johannes sagt auch: »Das Wort wur­de Fleisch und wohn­te un­ter uns.« Gott bleibt nicht fern oder un­be­rührt von der Welt. Nein, er kommt selbst zu uns in Je­sus Chris­tus. Er wird Mensch, mit al­lem, was da­zu ge­hört – mit Freu­de und Leid, mit He­r­aus­for­de­run­gen und Schmer­zen. Durch Je­sus er­fah­ren wir, dass Gott uns bis ins Tiefs­te ver­steht, weil er selbst Mensch ge­wor­den ist und mit uns ge­lebt hat. Dies zeigt uns, wie sehr Gott uns liebt und wie na­he er uns ist.

Wir können und sollen Gottes Kinder werden

Am Ende lesen wir, dass al­len, die Je­sus auf­neh­men, »Macht ge­ge­ben ist, Got­tes Kin­der zu wer­den.«

Gott bie­tet uns an, sei­ne Kin­der zu sein. Die­ses An­ge­bot steht je­dem of­fen. Es for­dert uns he­r­aus, un­ser Le­ben im Licht und in der Wahr­heit Je­su zu füh­ren. Got­tes Lie­be ist für al­le ein Geschenk, die es an­neh­men wol­len.

 

 

Perikopen: Liturgiegeschichtliche Verwendung
Perikope Typ Tag
1531 - 1898  

Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen

1899 - 1978  

Joh 1,1-14

2. Evangelium

→ Zweiter Weihnachtstag

Joh 1,15-18

2. Evangelium

→ 4. Sonntag des Advents

Lutherische Kirchen
1958-1978
 

Joh 1,1-14

Evangelium +
Reihe I

→ Heiliges Christfest II
(2. Weihnachtstag)

Joh 1,15-18

Marginaltext

→ 2. Sonntag nach Epiphanias

1979 - 2018  

Joh 1,1-5[.6-8].9-14

Evangelium +
Reihe I

→ Christfest II
(2. Weihnachtstag)

Joh 1,15-18

Reihe III

→ Fest der Erscheinung des Herrn
(Epiphanias)

seit 2019  

Joh 1,1-5.9-14[.16-18]

Evangelium +
Reihe I

→ Christfest I
(1. Weihnachtstag)

Joh 1,15-18

Reihe IV

→ Fest der Erscheinung des Herrn
(Epiphanias)

 

 

  Hörbuch-Video

Das Wort ward Fleisch (Joh 1,1-14)

Titelbild
Hörbuch-Video zur Biblia 1545

→ Hörbuch-Video: Joh 1,1-14

Das Video zeigt den Text des Hym­nus aus der Luther­bi­bel von 1545, der mit theo­lo­gi­schen Mo­ti­ven die Grund­la­ge für das fol­gen­de Evan­ge­li­um legt, vor­ge­le­sen von Reiner Makohl.

 

 

Sabrina

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SK Version 21.11.2024